Es begann alles im Jahre 1983, als wir im Gemüsegarten unserer Mutter auf 4 m2 Gartenbeet zum ersten Mal Habermarch aussäten. In den nächsten Jahren folgten Kleinparzellen mit Taubenscabiosa, Wiesensalbei und mit Klatschmohn.
Vermehrung im Feld 1986
Nach anfänglichen Rückschlägen und Misserfolgen lernten wir die Wildpflanzen immer besser kennen. Es gelang uns, verschiedene Arten erfolgreich anzubauen und reife Samen ernten. Mit einfachen Mitteln wurde das Saatgut gereinigt. Und schon bald konnten wir unser erstes Wildblumnsaatgut abliefern. Mit den Jahren wuchsen unsere Anbauflächen, das Know-how und die Produktionsmengen. Wir suchten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und bauten Maschinen und Anlagen. Aus einem Hobby wurde ein ganzer Betriebszweig,
Heute wachsen auf unseren Feldern jährlich über 200 verschiedene Wildblumen- und Wildgräserarten. Die Anbaufläche beträgt heute etwa 6 ha.
Zusatzlich zu der Saatgutproduktion bieten wir heute Wildpflanzen im Topf an. Wir können von fast allen Arten Saatgut und Pflanzen liefern
.
Gutes Basissaatgut
Jede Saatgutproduktion beginnt mit dem Sammeln von Basissaatgut. Doch noch vor dem Sammeln des Basissaatgutes informieren wir uns genau, ob die ausgewählte Parzelle wirklich ein Wildstandort ist. Es hätte keinen Sinn, an einem Wiesenbord, auf vor 20 Jahren Zucht-Margerittenangesäten wurden, Basissaatgut zu sammeln. Zudem ist uns wichtig, dass die gewünschte Art in der Region verbreitet ist. Wenn der Besitzer der ausgewählten Wiese die Erlaubnis zum Sammeln gibt, wird Saatgut von mindestens von ca 200 Einzelpflanzen gesammelt. Um frühe und späte Ökotypen zu erhalten, sammeln wir auf der gleichen Parzelledie gewünschte Art mehrmals, im Abstand von 1-2 Wochen. Das Basissaatgutes aller Sammeldaten einer Art und einer Parzelle betrachten wir als Herkunft. Jede Herkunft wird getrennt gelagert und später isoliert vermehrt.
Sammeln von Basissaatgut in einer Pfeifengraswiese
Folgende Daten werden in unsere Datenbank abgelegt:
- genauer Fundort mit Koordinaten
- Beschreibung der Parzelle
- Sammeldaten
- Anzahl Einzelpflanzen oder Gewicht des Saatgutes
- Name der Sammlerin oder des Sammlers
Angepasste Anzucht
Wildpflanzen haben ein unterschiedliches Keimverhalten. Es gibt Arten die brauchen für die Keimung Licht, andere Wärme, Dunkelheit etc. Manche Pflanzen bilden hartschalige Samen, die auch unter besten Bedingungen jahrelang nicht auskeimen. Hartschaligkeit verhindert in der Natur, dass der ganze Samenvorrat im Boden gleichzeitig aufläuft. In der Vermehrung dürfen diese artspezifischen Eigenheiten (Überlebensstrategien) nicht weggezüchtet werden. Mit verschiedenen Tricks bringen wir deshalb die Pflanzen zum Keimen. Manchmal braucht es sehr viel Geduld.
Alle Pflanzen werden in Presstöpfli pikiert
Eine Direktsaat ins Vermehrungsfeld kommt meistens nicht in Frage.
Das Basissaatgut wird in Aussaatschalen gesät und später in Presstöpfe pikiert. Diese Arbeit muss bei Arten mit hartschaligen Samen im Abstand von Monaten , manchmal sogar Jahren wiederholt werden.
Sind die Pflanzen gross genug, werden sie ins Vermehrungsfeld gepflanzt.
sobald die Pflanzen gross genug sind werden sie ins Freiland gesetzt
Unkrautmanagement in den Produktionsfeldern
Das Unkraut schützt den Boden vor Erosion und Austrocknung. In Begleitung von einer Spontanvegetation werden Wildblumen weniger krank. Viele Pflanzen wachsen in Begleitung anderer Arten besser. Unkräuter können zudem Schnecken und andere Schädlinge ablenken.
jäten im Team
Wir entfernen in unseren Kulturen nur die folgenden Bekräuter-Arten:
- Arten, die Hauptkultur ernsthaft konkurrenzieren
- Arten, deren Samen sich nicht von der Hauptkultur unterscheiden und somit nicht herausgereinigt werden können
- Arten, die in den Folgekulturen Schäden verursachen können (z.B. invasive Neophyten)
In der Saatgutproduktion muss man deshalb die Vor- und die Nachteile des Unkrautes sorgfältig beurteilen. Es ist besser, sich mit dem Unkraut zu arrangieren als dagegen einen enlosen Kampf zu führen.
selektives jäten von Hand
Die Unkrautbekämpfung wird mit Hilfe von verschiedenen Maschinen und in Handarbeit durchgeführt. Eine chemischen Unkrautbekämpfung kommt nur in Ausnahmefällen und nur als Einzelstockbehandlung in Frage.
Gänsefusshackgerät und Bürstemaschine
Amtliche Feldkontrolle
Kulturen, deren Samen für den Ökoausgleich (BBF) vorgesehen sind, werden von MitarbeiterInnen der Forschungsanstalt agroscope Reckenholz stichprobenweise feldbesichtigt und das Saatgut einer amtlichen Qualitätsprüfung unterzogen.
Amtliche Feldkontrolle
Volle Blüte der Kuckuckslichtnelken
Angepasste Ernte
Die Blüheigenschaften der Pflanzen bestimmen deren Erntemethoden.
Arten die nicht gleichmässig abreifen (genetische Unterschiede innerhalb einer Population) müssen einzeln von Hand geerntet werden. Dabei werden entweder einzelne Samenstände gepflückt oder die ganze Pflanze herausgeschnitten.
Thymianernte, es werden ganze Einzelpflanzen herausgeschnitten
Handernten werden alle 3-5 Tage wiederholt. Die Erntezeit kann je nach Art Wochen oder sogar Monate dauern.
Handernte, Witwenblumen
Körbchenblüter (Asteracea) mit flugfähigen Samen (z.B. die "Lichtli" des Löwenzahnes) werden alle 3-4 Tage mit dem Staubsauger geerntet.
Körbchenblütler werden oft mit Hilfe eisnes Staubsaugers geerntet
Arten die gleichmässig abreifen, können mit Hilfe des Feldernters geichzeitig geschnitten werden. Dabei wird die gane Pflanze abgschnitten, getrocknet ud später ausgedroschen.
Feldernter im Einsatz
Bei grossen Feldern und vor allem in der Wildgräserproduktion kommt auch der Mähdrescher zum Einsatz
Grosse Flächen werden mit dem Mähdrescher geerntet
Trocknung des Erntegutes
Das Erntegut wird in einer speziellen Trocknungsanlage einzeln und unter kontrollierten Bedingungen getrocknet. Der Trocknungsprozess dauert etwa 2 Wochen. Die Anlage produziert Kaltluft, entfeuchtete und erwärmte Luft. Während der Trocknung kann das Saatgut ausreifen und aushärten
Schonende Aufbreitung
Nach dem Trocknen wird das Erntegut mit Hilfe einer Spezial-Dreschmaschine ausgedroschen. Dann folgt die eigentliche Aufbereitung. Das Aufbereiten von Wildblumensamen gleicht der Suche der Stecknadel im Heuhaufen. Nur Mit Hilfe von sehr spezifischen Maschinen lassen sich die gewünschten Samen von Stängel- und Blattstücken, von Verunreinigungen und von Fremdsamen trennen. Eine Kombination einzelner Aufbereitungsmaschinen verbessert das Resultat. Die Aufbereitungsmaschinen trennen das Erntegut zum Beispiel nach Grösse, Form, spez. Gewicht, nach Roll- und Flugeigenschaften etc..
Verwendete Maschinen:
- Dreschmaschine
- Sortiermaschine
- Vorreiniger
- Entstauber
- Bürstemaschine = Reiber
- Kalibriermaschine (= Siebmaschine) mit zusätzlichem Windsichter
- Tischausleser
- Windsichter
- Trieur = Formausleser
- Farbausleser
Standdrescher
Kalibriermaschine
Tischausleser
Das Saatgut erreicht in der Regel eine Reinheit von über 95 %.
Keimtest im Labor